Mit den Worten: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“, begründete Otto Wels als damaliger SPD-Vorsitzender am 23. März 1933 das „Nein“ der Sozialdemokraten zum Ermächtigungsgesetz, welches einen Tag später verabschiedet werden sollte. Von den 94 Sozialdemokraten, die geschlossen und als einzige Partei gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten, bezahlten 24 mit ihrem Leben. Die SPD wurde im selben Jahr von den Nationalsozialisten als „volks- und staatsfeindliche Organisation“ verboten.
Die Rede von Otto Wels waren die letzten freien Worte, die für 13 Jahre in einem deutschen Parlament erklingen sollten. Das Ermächtigungsgesetz war der zentrale Schritt zur endgültigen Machtübernahme Hitlers und zur Etablierung der nationalsozialistischen Diktatur.
Otto Wels und seine Genossinnen und Genossen ließen sich von Verfolgungen und Bedrängungen nicht einschüchtern, sondern „schöpften neue Kraft“ und hielten auch in den schwierigsten Zeiten stets an ihren Werten fest. Deshalb erinnern wir uns heute an die Rede, an den Kampf gegen den Nationalsozialismus und an das sozialdemokratische Vermächtnis von Otto Wels.
Zur Erinnerung an dieses Ereignis setzte ich mich vor einigen Jahren für die Initiative in meinem Heimatort Bornheim ein, den bisher namenlosen Platz vor dem Roisdorfer Rathaus „Otto-Wels-Platz“ zu benennen.Durch die nun erfolgreiche Benennung des Platzes setzen wir als Stadt ein klares Zeichen für die parlamentarische Demokratie und manifestieren unsere Ablehnung von jeglichem nationalsozialistischen Gedankengut.
Die Erinnerung an Otto Wels und seine mutige Tat sind auch heute noch von Bedeutung. In einer Zeit, in der die Demokratie in vielen Teilen der Welt unter Druck steht und autoritäre Strömungen an Einfluss gewinnen, ist es wichtig, sich an die Werte der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität zu erinnern, für die Otto Wels und die SPD eingetreten sind.
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Errungenschaften der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit hart erkämpft wurden und immer wieder verteidigt werden müssen. Wir müssen uns gegen Populismus, Extremismus und Intoleranz zur Wehr setzen und uns dafür einsetzen, dass alle Menschen gleichberechtigt und frei leben können.