Stadt Bonn muss Karstadt-Vermietern entgegenkommen

Nach Gesprächen mit Sachwalter und Aachener Grund vorsichtiger Optimismus bei SPD-Politikern.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis, Sebastian Hartmann, und die Oberbürgermeisterkandidatin Lissi von Bülow fordern die Stadt Bonn auf, einen Beitrag zur Rettung der Karstadt-Filiale in der Poststraße zu leisten. Die Stadt solle alle Möglichkeiten ausschöpfen, dem Vermieter beim Erbbauzins entgegenzukommen. Das Grundstück, auf dem die Karstadt-Filiale steht, hat die Stadt der Aachener Grundvermögen Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH (Aachener Grund) in Erbbau verpachtet. „Nachdem die Aachener Grund der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH bei der Miete schon weit entgegengekommen ist, muss nun auch die Stadt ihren Beitrag leisten, die rund 120 Arbeitsplätze zu erhalten und damit einen wichtigen Beitrag für die Einzelhandelsstruktur in der Bonner Innenstadt zu leisten“, so die beiden SPD-Politiker. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hartmann zeigt sich nach Gesprächen mit dem Sachwalter im Insolvenzverfahren von Galeria Karstadt  Kaufhof, dem Düsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Frank Kebekus, und der Geschäftsführung der Aachener Grund „verhalten optimistisch, dass ein Erhalt der Bonner Filiale möglich ist“.

Scharfe Kritik übte Hartmann erneut am Bonner Oberbürgermeister, der all zu schnell die Flinte ins Korn geworfen habe. „Wer nach Bekanntgabe einer solchen Schließung öffentlich über potenzielle Nachmieter spekuliere, statt den Kampf aufzunehmen und sich für die Beschäftigten einzusetzen, hat weder das Verantwortungsbewusstsein noch die politische Eignung, eine Stadt wie Bonn zu führen. Das war ein fatales Signal gegenüber den Kräften innerhalb der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, die Doppelstandorte schließen wollen und erschwert jetzt die Rettung“, sagte Hartmann.

Oberbürgermeister-Kandidatin Lissi von Bülow beobachtet mit Sorge die Veränderung der Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt: „Die Innenstadt steht auf der Kippe“. Wenn es nicht gelinge, Karstadt zu halten, drohe die Schließung weiterer Einzelhandelsgeschäfte, befürchtet von Bülow vor dem Hintergrund des allgemeinen Trends zum Online-Handel und der Corona-Auswirkungen. „Damit verlöre Bonn auch seine Ausstrahlungskraft als wichtiges Oberzentrum und Unternehmensstandort.“

Der Betriebsrat von Karstadt Bonn hatte dem SPD-Bundestagsabgeordneten in einem Gespräch am 22. Juni unmittelbar nach Bekanntgabe der Schließung zusammen mit Lissi von Bülow und dem Bonner DGB-Kreisvorsitzenden Bernd Weede berichtet, dass das Haus schwarze Zahlen schreibe. Die Mitarbeiter hätten ein Zukunftskonzept vorgelegt und berichtet, dass sich das Sortiment bei Karstadt deutlich von dem der Kaufhof-Filiale am Münsterplatz unterscheide. Wenn sich jetzt „alle Seiten nur einen kleinen Schritt aufeinander zu bewegen“, ist nach Einschätzung des SPD-Politikers noch etwas möglich. „Die Stadt als Besitzer des Grundstücks hat dabei eine Schlüsselrolle inne. Jetzt brauchen wir ein Signal, dass Bonn ein echtes Interesse am Erhalt der Filiale und den 120 Arbeitsplätzen hat. Viele Beschäftigte arbeiten seit Jahrzehnten im Haus, fast jeder Fünfte steht kurz vor der Rente.“