Der SPD-Bundestagsabgeordnete für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis, Sebastian Hartmann, hat die Vermieter der Bonner Galeria-Karstadt-Filiale aufgefordert, durch eine reduzierte Miete den Erhalt des Hauses zu ermöglichen. In einem gemeinsam mit der Bonner Oberbürgermeister-Kandidatin Lissi von Bülow, der Fraktionsvorsitzenden der SPD im Rat der Stadt Bonn, Angelika Esch, und den Vorsitzenden der Bonner SPD, Jessica Rosenthal und Enrico Liedtke, unterzeichneten Brief an die Geschäftsführung der Aachener Grund appellieren die SPD-Politiker dringend „im Interesse der Beschäftigten wie auch in Ihrem eigenen der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH für die Galeria-Karstadt-Filiale in der Bonner Poststraße einen neuen Mietvertrag mit reduziertem Mietzins anzubieten, der die Existenz des Hauses sichert.“ Der Betriebsrat der Bonner Karstadt-Filiale habe in einem Gespräch berichtet, dass die Schließung mit hohen Mieten begründet worden sei. Hartmann übt auch schwere Kritik am derzeitigen Bonner Oberbürgermeister, der sich „wieder einmal wegduckt“. Die Aachener Grundvermögen Kapitalanlagen mbH (Aachener Grund) hat das Gebäude in der Poststraße in Erbbau von der Stadt Bonn gepachtet. Die Gesellschaft verwaltet vor allem Grundvermögen der katholischen Kirche.
Der Betriebsrat hatte dem Bundestagsabgeordneten in einem Gespräch zusammen mit Lissi von Bülow und dem Bonner DGB-Kreisvorsitzenden auch berichtet, dass das Haus schwarze Zahlen schreibe. Die Mitarbeiter hätten ein Zukunftskonzept vorgelegt und berichtet, dass sich das Sortiment bei Karstadt deutlich von dem der Kaufhof-Filiale am Münsterplatz unterscheide. „Mir ist vollkommen unverständlich, warum ein gut gehendes Haus geschlossen werden soll“, so Hartmann. „Viele Beschäftigte arbeiten seit Jahrzehnten im Haus, fast 20 Prozent stünden kurz vor der Rente.“ Viele haben nach Einschätzung des Bundestagsabgeordneten nur geringe Aussichten, eine neue Beschäftigung zu finden, zumal der Einzelhandel aufgrund der Corona bedingten Umsatzeinbußen sehr zurückhaltend mit Neueinstellungen ist. „Das ist für ein Unternehmen, das der katholischen Kirche so nahe steht, auch eine moralische Verpflichtung“, meint der SPD-Politiker.
Auch die Aachener Grund müsse ein Interesse daran haben, einen zuverlässigen Mieter zu halten, heißt es in dem Brief. Und weiter: „Für uns ist nicht vorstellbar, dass ein der katholischen Kirche und ihren moralischen Werten so nahestehendes Unternehmen nicht bereit gewesen sein soll, die Miete zu reduzieren und damit einen zuverlässigen, jahrzehntelangen Mieter an sich zu binden. Neben den ethischen Erwägungen erscheint es uns auch betriebswirtschaftlich vernünftig, einen zuverlässigen Mieter ohne zwischenzeitlichen Leerstand (mithin ohne Einnahmeausfälle!) zu halten, der nicht unwesentlich zum Wert der Immobilie selbst beiträgt.“ Erst der durch das Kaufhaus verursachte Publikumsverkehr mache die einzigartig gute Lage aus. „Ohne Galeria Karstadt, das befürchten auch die umliegenden Händler, verliert die Lage an Bedeutung“, erklärt Oberbürgermeister-Kandidatin Lissi von Bülow, die mit Sorge die Veränderung der Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt beobachtet. „Wenn es nicht gelingt, das Haus zu halten, und weitere große Einzelhandelsgeschäfte schließen, wie der Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen bereits angekündigt hat, kann dies vor dem Hintergrund des allgemeinen Trends zum Online-Handel und der Corona-Auswirkungen den gesamten Einzelhandel in der Bonner Innenstadt in einen Abwärtsstrudel reißen.“
Scharfe Kritik übte der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann am amtierenden Bonner Oberbürgermeister, der sich wieder einmal wegducke. „Wer das Schicksal von 120 Familien mit einem Achselzucken abtut und ansonsten darauf hofft, dass sich schon Nachmieter finden, hat weder Verantwortungsbewusstsein noch die politische Eignung, eine Stadt wie Bonn zu führen.“