Organspende-Reform: Zur heutigen Abstimmung

Heute stimmt der Bundestag über Gesetzentwürfe zum Thema Organspende ab.

Ich finde es wichtig, dass ich im Todesfall noch mit meinen gesunden Organen anderen Menschen helfen könnte. Andersherum können wir alle einmal in die Situation geraten, auf eine Organspende angewiesen zu sein. Wir sollten uns alle mit dem Thema auseinandersetzen. Deshalb werden wir heute im Deutschen Bundestag die Organspende reformieren.

Dabei stehen zwei fraktionsübergreifende Gesetzentwürfe zur Abstimmung. Weil damit Fragen von Leben und Tod betroffen sind, ist die Abstimmung als Gewissensfrage frei gegeben. Zur Wahl stehen die sogenannte „Zustimmungslösung“ und eine „Widerspruchslösung“. Beide eint das Ziel, mehr Menschen als potentielle Spender zu gewinnen. Aktuell stehen in Deutschland über 9.000 Menschen auf der Warteliste für eine Organspende. Beide Gesetzentwürfe sehen ein bundesweites Onlineregister vor, in das die Bereitschaft zur Spende einfach eingetragen wird. Natürlich kann diese Bereitschaft auch jederzeit wieder geändert werden.

Während bei der „doppelten Widerspruchslösung“ jeder als Organspender in Frage kommt, solange er oder sie nicht explizit widerspricht, setzt die „Zustimmungslösung“ darauf, dass Bürgerinnen und Bürger regelmäßig an eine Entscheidung zur Organspende erinnert werden – zum Beispiel bei der Beantragung von Personalausweis oder Führerschein.

Ich habe den Gesetzentwurf zur „Zustimmungslösung“ mitgezeichnet. Die Widerspruchslösung halte ich für den falschen Weg, da sie das im Grundgesetz geschützte Selbstbestimmungsrecht in Frage stellt. Eine Entscheidung ist aus meiner Sicht immer eine bewusste Entscheidung – diese sollte nicht unterstellt oder angenommen werden. Ebenso wie bei der „Widerspruchslösung“ wird man sich auch bei der „Zustimmungslösung“ durch wiederkehrende Nachfragen mit dem Thema Organspende auseinandersetzen müssen, die Aufnahme als potentieller Spender bleibt aber eine individuelle Entscheidung. Es muss auch die Möglichkeit geben zu sagen: Ich muss mir das noch weiter überlegen.

Weil die Organspende ein massiver Eingriff in den Sterbeprozess ist, ist es wichtig, sich darüber zu informieren und sich dann willentlich dafür oder dagegen zu entscheiden. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, warum sich ein Mensch nicht mit den genauen Gegebenheiten einer Organspende befassen kann oder will, etwa sprachliche, soziale oder auch psychische Gründe. Die Organspende ist ein ungemein kostbares Geschenk des Spenders an seine Mitmenschen. Das setzt die freiwillige Zustimmung voraus und dabei sollte es bleiben.

Wir müssen vor allen Dingen besser und transparent informieren und so Vertrauen schaffen. Der internationale Vergleich zeigt: Wo die Organisation der Organspende herausragend ist, stimmen auch die Organspendezahlen. Mit dem Gesetz zur besseren Zusammenarbeit und Strukturen in der Organspende (GZSO), das im April 2019 in Kraft getreten ist, haben wir diese Organisation in Angriff genommen, zum Beispiel mit Transplantationsbeauftragten.